KAIS Mora - Rönnby IBK 4:6 (1:1, 1:1, 2:4)

Für das vorerst letzte Spiel in Schweden hatte ich nochmal ein Leckerbissen am 17.1.2015 auf dem Programm: für das Spitzenspiel der schwedischen Damenliga lohnte sich sicherlich der Besuch in Mittelschweden. Neben der schon fast als Halbschwedin zu bezeichnenden Silvana Nötzli waren vor allem die Finninen auf dem Feld eine Reise Welt: die Gäste brachten nicht nur Mira Wickman, sondern auch mit Ex-SB-Pro-Schlussfrau Laura Loisa die Nummer 2 im finnischen Nationaltor mit - auf der anderen Seite hatte sich Jonna Mäkelä mit einem Wechsel von Lappeenranta nach Mora selber ein Geschenk unter den Weihnachtsbaum gelegt. Es kam also zum Duell der alterfahrenen vermeidlich besten Schlussfrau der Welt, die typischerweise mit stoischer Ruhe glänzt, gegen ihre recht sichere Nachfolgerin, die agile, super-fitte und sehr bewegliche Loisa - sollte vielleicht schon diese Partie eine kleine Wach-Ablösung im finnischen Tor einleiten?
Die ersten fünf Minuten boten zwar eine grundsolide Einleitung, leiteten aber ansonsten herzlich wenig ein - beide Teams tasteten sich erstmal ab, Mora wirkte vielleicht hier etwas besser. Das Blatt wendete sich aber mehr und mehr zugunsten der Gastgeberinnen, die spätestens nach einem Stockschlag von Mathilda By in der 9. Minute, die damit die erste Großchance der Partie unterband, und der darauf folgenden Überzahl das Spiel eher drückend gestalteten. Gerade hatte sich Rönnby durch die Unterzahl geschaukelt, da stimmte die Zuordnung nicht und Moa Tschöp wurde zu freistehend von Therese Karlsson zum 1:0 bedient. Mora schien das Heft in der Hand zu haben, aber vor allem Madelene Backlund setzte mit schnellen Angriffen Nadelstiche. Gegen einen solchen Nadelstich konnte Tone Einstulen nur noch per Stockschlag klären, es kam zum folgerichtigen Strafschuss. Wickman lief an, Mäkelä reagierte aber stark und konnte entschärfen. Während die Norwegerin noch auf der Strafbank saß, machte es die Finnin aber besser: in der 16. Minute nach einem drückenden Überzahlspiel der Gäste stand es plötzlich 1:1 durch Wickman - das Ergebnis, was die Teams schlussendlich auch in die Pause nahmen und was sicherlich für die Damen aus Västeras glücklicher war als für die Gastgeberinnen in der prall gefüllten Unihoc Arena.
Mora schien durch das Gegentor nun deutlich gewarnt und auch Rönnby spielte ein typisches Spitzenspiel: oft versuchten beide Teams, entweder nach Ballgewinn den Gegner mit langen Aufbau-Pass-Stafetten geradezu zu sezieren - oder direkt mit dem schnellen präzisen Pass dessen Abwehr zu überrumpeln. Dadurch kamen beide Torfrauen immer mehr in den Fokus, in einem hochklassigen Duell schien es aber bis dato keine Siegerin zu geben. Im Laufe des Dritels wurde es etwas ruppiger, es gab mehr physische Szenen an der Bande und kleinere Diskussionen - wie zum Beispiel in der 35. Minute, als Wickman für ein vermeidliches Bodenspiel auf die Strafbank musste - ein Kontakt von zwei Körperteilen auf dem Boden bei ihrem Pass im Stolpern war für mich allerdings nicht zu erkennen. Es wurde nun turbulent in den letzten Minuten des Drittels: in Unterzahl war Rönnby mehrfach der Führung nahe - vor allem die frei auf Mäkelä zulaufende Backlund hätte treffen müssen - doch nach ABlauf der Strafe war die Stürmerin doch da und brachte ihr Team in der 38. Minute in Führung. Sicherlich gab es für beide Teams Situationen, in denen sie mit ihrem Spielverhalten posthum gehadert haben werden - Rönnbys Parade-Schnitzer folgte nur 21 Sekunden nach der Führung, als Tschöp die völlig freistehende Malin Adreason bedienen konnte und somit beide Teams erneut mit einem Remis in die Umkleidetrakte der Unihoc Arena verschwanden.
Das dritte Drittel hatte nach etwas fünf Minuten seinen ersten Aufreger: Backlund vergab, zunächst etwas sehr unglücklich dabei aussehend nach einem weiteren Konter vor Mäkelä - doch zur Überraschung vieler entschieden Johnny Lindberg und Erik Lundgren auf einen erneuten Strafschuss - Johanna Hultgren soll vor dem Schuss wohl Backlunds Schläger angelupft haben. Adina Augustsson versuchte nun ihr Glück, der Ball rutschte ihr aber vom Schläger. Auch das Powerplay war nicht von Fortuna verfolgt - und so schaffte es Andreason in der 48. Spielminute, das Spielmoment wieder für Mora ausschlagen zu lassen: Anna Wijk hatte einen Freischlag an der Bande vor das Tor von Loisa gechippt, so dass ihre Mannschaftskameradin nur noch den Schläger hinhielt - in manch anderer Liga wäre es hier allerdings zu heftigen Diskussionen gekommen - geschlagen war diese Vorlage nämlich sicherlich nicht. Mora wirkte zunächst sicher, ließ dann aber Evelina Rösnäs in der 53. Minute viel zu viel Platz, die für den den 3:3-Ausgleich sorgte. Als kurz darauf Tschöp in einer doch sehr mutigen Entscheidung wegen eines zu knappen Abstands neben dem Spielsekretariat Platz nehmen musste, nutzten die Gäste dies eiskalt: Wickman hielt den Ball schön hinter dem Tor von Mäkelä, bis sie den tödlichen Pass auf Asa Tjusberg spielen konnte. Rönnby führte nun erneut, es waren allerdings noch knapp sieben Minuten zu spielen. Für die Vorentscheidung sorgte Mora dann in der Schlussphase selber. Nach 57:46 Minuten nahm Roger Jonsson den üblichen Time-Out. Mäkelä blieb auf der Bank und musste mit ansehen, wie praktisch mit dem ersten Pass Mora den Ballbesitz verschenkte - nach sechs Sekunden hatte Wikström den Ball bereits ins leere Tor eingeschossen. In der Schlussminute fielen dann noch zwei Treffer: Zunächst erhöhte Adina Augustsson auf 3:6, erneut ins leere Netz, kurz darauf betrieb Elin Reinestrand mit einem frustabbauenden Fernschuss genau in den Winkel nach einem Nötzli-Freischlag noch Ergebnis-Kosmetik.
An einem, letztlich nicht unverdienten Sieg von Rönnby änderte das nichts mehr. Gerade in der Schlussphase gewann Loisa auch noch die Finnland-interne Torwart-Wertung, so dass es sicherlich eine vergnügliche Heimfahrt nach Västeras gab.


  KAIS Mora   Rönnby Västeras IBK
84 Jonna Mäkelä (TW) 30 Laura Loisa (TW)
49 Johanna Holknekt (TW) 99 Lovisa Frisk (TW)
3 Martina Löf 3 Sanna Scheer
4 Therese Karlsson 6 Asa Tjusberg
5 Anna Wijk 9 Malin Wikström
6 Johanna Holmbom 10 Mathilda By
7 Ellinor Berling 11 Madelene Backlund
11 Johanna Hultgren 19 Moa Schilström
14 Moa Tschöp 21 Kajsa Andgrim
16 Caroline Sundbye 22 Michelle Linhart
18 Jessica Eriksson 28 Matilda Eriksson
22 Amanda Larsson 31 Linnea Nilsson
28 Petra Hansson 47 Susanne Riutta
31 Silvana Nötzli 54 Mira Wickman
55 Tone Einstulen 77 Adina Augustsson
77 Elin Reinestrand 89 Evelina Rösnäs
79 Malin Andreason 90 Julia Johansson
91 Ingela Hansson