SSF Dragons Bonn - TV Lilienthal 6:5 (0:2, 4:1, 2:2)

Es ist - zugegebenermaßen - immer eine etwas undankbare Aufgabe, das erste Sport-live.net-Floorballspiel nach einer WM oder einem sonstigen internationalen Großereignis zu bestreiten - der Lochball scheint einem plötzlich elendig langsam durch die Halle zu rollen. Für das Spiel eins nach der Damen-WM fiel diese Aufgabe kurzfristig den SSF Dragons Bonn und dem TV Lilienthal zu, die am 19. Dezember 2009 das Top-Spiel in der 2. Bundesliga der Herren bestritten - die Absage des DFB-Pokalspiels zwischen dem 1. FC Köln und dem FCR Duisburg machte es möglich, sich doch noch dem wirklich besten Sport der Welt zu widmen.
Die Partie begann vor 60 Zuschauern relativ verhalten, bis auf ein zurecht nicht gegebenes Tor durch Sven Wrossok, bei dem die Schaufel fast schon auf Höhe der Torlatte war, passierte zunächst nicht viel im Sportpark Nord. Die ersten guten Chancen notierte man erst nach etwa 13 Minuten, als Marco Janssen einen Konter der Gäste auf Nils Frese einleitete und kurz darauf auf der anderen Seite Peter Hahnen frei vor Nils Hallerstede auftauchte. Es wurde nun etwas turbulenter - und schon fiel auch der erste Treffer der Partie, als gegen Ende der 14. Minute ein Konter von Marc Lubes über die linke Angriffsseite erfolgreich abgeschlossen wurde. Ein klarer Stockschlag von Bonns Kapitän Jan Patocka brachte die Gastgeber erstmalig in Unterzahl, die Bonner Box stand in Unterzahl zu offen und gab Ole Appenrode in Überzahl die Gelegenheit, in der 19. Minute zum 0:2-Pausenstand zu erhöhen.
Während die Partie gerade in den ersten 15 Minuten doch eher gemütlich verlief, wurde es nun immer hektischer auf dem Feld, wodurch die Schiedsrichter leider immer mehr negative Aufmerksamkeit erhielten. Zunächst aber schaffte Bonn den Anschlusstreffer, Daniel Mettlerpeilte mit seinem Schuss nach einem Sven Wrossok-Querpass in der 25. Minute erfolgreich den langen Pfosten an, In der 26. Minute gerit Lilienthal zum ersten Mal an diesem Tag in doppelte Unterzahl: erst musste Daniel von der Heyde für einen Stockschlag auf die Bank, nur sieben Sekunden später gesellte sich Hendric Menzel nach einem Stoßen zu ihm. Die Bonner Überzahl war allerdings nicht Bundesliga-würdig und sorgte praktisch für keine Gefahr - das änderte sich auch nicht, als von der Heyde ein Sekündchen zu früh wieder auf das Feld sprang und dafür eine weitere Zeitstrafe kassierte. Der Bonner Ausgleich fiel dann aber doch - und zwar in der 31. Minute, gerade als Lilienthal wieder vollzählig war: die Lilienthaler Abwehr stand nicht gut und gab Wrossok die einfache Chance zum Ausgleich. Plötzlich schien sich die Partie zu wenden, denn vierzig Sekunden später musste Hallerstede erneut den Ball aus dem Tornetz fischen - Torschütze war erneut Wrossok. Doch Lilienthal glich nach einem Time-Out postwendend aus: zwanzig Sekunden nach der ersten Bonner Führung überwand Marc Lubes Heiko Packeiser mit einem Flachschuss ins lange Eck, bei dem der Bonner Schlussmann nicht gut aussah. Bonn ging aber in einer zwar nicht wirklich hochklassigen, aber spannenden Partie noch vor der Pause erneut in Führung: Sven Wrossok wurde mit seinem dritten Treffer in der 38. Minute zum Bonner Spieler der Partie.
Symptomatisch für das Spiel der Gäste war an diesem Tag der Beginn des Schlussdrittels: Lilienthal kam spritzer aus der Pause und erzielte in der 42. Minute den 4:4-Ausgleich durch Tobias Melde, nachdem die Bonner Abwehr zu passiv bei dem Angriff der Norddeutschen agierte. So war man wieder im Spiel - und fand sich erneut mit zwei Spielern auf der Strafbank wieder: Daniel von der Heyde holte sich in der 44. Minute seine dritte Zeitstrafe ab, Dennis Heike gesellte sich in der 45. Minute nach Reklamieren zu ihm. Lilienthal war über fast die gesamte Partie an sich das bessere Team gewesen, brachte sich aber durch diese Unkonzentriertheiten immer wieder selber aus dem Konzept, während die Bonner die schwache Schiedsrichterleistung einfach hinnahmen und somit ihren Schlüssel zum Erfolg hatten. Doch zunächst einmal ging Lilienthal in Unterzahl in Führung - Antti Wolk lenkte einen Schuss von Menzel noch in das eigene Tor. Doch letztlich sah das Bonner Powerplay nun etwas besser aus, so dass Patocka in der 46. Minute nach einem schönen Zuspiel von Antti Wolk für den Ausgleich sorgen konnte. Ein Abwehrfehler brachte die Bonner in der 53. Minute in Führung: die Lilienthaler Abwehr kümmerte sich nicht um Daniel Mettler, den Sven Wrossok mit einem schönen Pass ins Szene setzte. Dass in der Schlussphase Lilienthal nicht noch am Ausgleich knabbern konnte, lag auch daran, dass die Niedersachsen in der Schlussphase erneut zu strafbanklastig spielten: insbesondere die Zeitstrafe gegen Menzel, der in der 56. Minute ohne Not den Ball ohne Stock spielte, war dumm, anderthalb Minuten später musste Dennis Heike erneut für ein Reklamieren auf die Bank, so dass Bonn letztlich die Schlussphase sicher für sich gestalten konnte und sich bei der mangelnden Disziplin der Gäste bedanken konnte, dass die Punkte am Rhein blieben.



  SSF Dragons Bonn   TV Lilienthal
1 Heiko Packeiser (TW) 1 Nils Hallerstede (TW)
6 Jan Patocka (C) 6 Marco Janssen
7 Niklas Eriksson 11 Marc Lubes
8 Peter Hahnen 19 Ole Appenrode
9 Mario Mittermüller 25 Günter Frese
10 Antti Wolk 12 Nils Frese
12 Markus Mayer 58 Oli Rothemark
13 Eugen Friesen 66 Hendrik Menzel
14 Sven Wrossok 77 Dennis Heike (C)
15 Daniel Mettler 88 Daniel von der Heyde
16 Hannes Selhofer 99 Tobias Melde
17 Mathis Janesch    
18 Simon Kandziora    
19 Clemens Rühlemann    
2 Tim Kiesewetter (TW)